Daniel Sturm
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Löffelfamilie: heller Stern in dunkler Nacht
Kreuzer, Februar 2000

Seit 29. Dezember leuchtet sie nun wieder, die einstige Werbetafel des VEB Feinkost Leipzig. Die IG Löffelfamilie, ein Bündnis von Enthusiasten im Dunstkreis der naTo, hatte mit Ach und Krach 110.000 DM Spendengelder zusammengekratzt, damit die Leipziger Familie wieder rhythmisch Suppe löffeln kann. Der Legende nach geht die Leuchtinstallation auf einen DDR-Besuch des jugoslawischen Diktators Tito zurück. Im Westen seien alle Städte so bunt, insbesondere Las Vegas... Und so schwatzte Tito den angegrauten Genossen die Löffelfamilie auf, wie einen hellen Stern in der dunklen Nacht.

Ein "Autonomes Leuchtkommando" hat die denkmalgeschützte Reklame in der Nacht vor der rituellen Erleuchtung beschädigt, um den "Szenefuzzis ein wenig den Horizont zu erweitern", wie es in im Bekennerbrief heißt. Reichlich verwirrt, diese Aktion, meint der KREUZER. Das wäre ja so, als würde jemand Doc Schneider entführen, um den Banken zu schaden. Stil und Ton des Briefes lassen auf einen galligen Humor schließen, so als versuchten die Absender krampfhaft wie einst Timm Thaler das Lachen gegen Geld einzutauschen. "Weg mit dem Kapitalismus! Arm und reich abschaffen. Es gibt keinen richtigen Spaß im falschen", lassen sie in plumper Anlehnung an Adorno verlauten. Ähnliche Bekennerschreiben sind bei der Polizei bisher nicht eingegangen. Polizeisprecher Günter Pusch fällt dazu auch nischt mehr ein: "Nee, det is einmalig".

DANIEL STURM

Löffelfamilie, Karl-Liebknecht-Straße 36, kommen, sehen und staunen.