Bahnhofstraße: Durch diese Trasse
muß er rollen
Saarbrücker Zeitung, August 28, 1993
Von unserem Mitarbeiter DANIEL STURM
Was sollen die Busse in der Bahnhofstraße?
Im Hickhack um eine Total-Beruhigung der geteilten Fahrbahn tragen die
Busunternehmen eine schwere Last. Denn bis die geplante Stadtbahn kommt,
wollen die Saartal-Linien ihre Busse nicht aus der Bahnhofstraße
abziehen. "Keine Rose ohne Dornen", bedauert deren Chef Norbert
Walter. Keine der möglichen Umleitungen sei den Fahrgästen
zuzumuten. Längere Fahrtzeiten und weniger Busnutzer wären
die Folgen.
"Ich weiß nicht, ob man jetzt schon
von einer Fußgängerzone sprechen kann", bemängelte
der Saartal-Linien-Chef den gängigen Sprachgebrauch. Alle denkbaren
Planspiele der vergangenen Jahre hätten gezeigt, daß die
Bahnhofstraße als kürzester Weg ins Herz der Stadt für
den Busverkehr unersetzlich sei. 14000 Fahrgäste, die dort täglich
den Bus benutzten, würden Umwege und längere Fahrtzeiten nicht
in Kauf nehmen.
Kein fauler Kompromiß also, aber eine Lösung
mit Schattenseiten. Denn mit dem Segen der Landesregierung für
die Stadtbahn im September steht und fällt auch das Buskonzept
in der Bahnhofstraße. "So lange müssen wir Geduld haben
und abwarten", appelliert Norbert Walter.
Bummelnde Passanten müssen ihre Kinder also
noch ein Weilchen an der Hand nehmen, wenn sie die Bahnhofstraße
überqueren. Doch Norbert Walter beruhigt wut- entbrannte wie sorgenvolle
Fußgänger: Die Saartal-Busfahrer würden sich an die
20 km/h halten. Man plane, in Zukunft den Fuß noch mehr vom Gaspedal
zu nehmen. "Dann fahren wir Schrittempo in der Bahnhofstraße."
Radfahrer, die fürchten mußten, von zwei Seiten in die Zange
genommen zu werden, können aufatmen: Busse dürfen künftig
nur noch auf einer Spur fahren (die SZ berichtete).
Ab Mittwoch wird die Bus-Fahrbahn auf eine Spur
verengt. Überholen ist für Busse dann nicht mehr drin. Und
die Einkäufer kommen nicht unter die Räder. "Es war falsch,
die Busspur in der Fußgängerzone so nah an den Arkaden entlangzuführen."
Norbert Walter räumt ein: "Da hat jemand zu viel weiße
Farbe auf die Straße gemalt."
"Längere Umwege im Bus sind Gift"
Das neue Verkehrskonzept ist es, das seiner Meinung
nach eine andere Busführung unmöglich machte. Im Vorfeld waren
drei Varianten im Gespräch:
Variante I leitet Busse über die Trierer
Straße in die Viktoriastraße, von der Richard- Wagner- in
die Dudweilerstraße. Doppelte Fahrtzeit, nämlich acht Minuten,
müßten Busbenutzer dann ertragen.
Variante II geht über die Luisenbrücke
in die Eisenbahnstraße, von der Stengelstraße über
die Wilhelm-Heinrich-Brücke. Sieben Minuten Mehrzeit - "das
ist für die Fahrgäste Gift", so Norbert Walter.
Variante III führt die Busse in beiden Richtungen
durch die Kaiserstraße. Doch hier soll erst die Stadtbahn-Trasse
entstehen. Dauerstau und hohe Unfallgefahr seien sonst in der engen
Kaiserstraße nicht auszuschließen.
Der Umweg über die Berliner Promenade kommt
wegen Hochwassergefahr nicht in Frage. In der Saaruferstraße kämen,
so Walter, Busse der Autobahn in die Quere - Fahrverzögerungen
wären die Folge.